Spielplätze gibt es viele – doch sind sie auch barrierefrei? Erfahren Sie hier, was einen barrierefreien Spielplatz ausmacht, worauf es bei Planung und Bau zu achten gilt und welche Instandhaltungsmaßnahmen er benötigt.
1 Was ist ein barrierefreier Spielplatz?
Planung und Bau von Spielplätzen als Begegnungsorte werden durch die Norm DIN 18034 geregelt, die seit Oktober 2020 die Themen Barrierefreiheit und Inklusion verstärkt behandelt.
Laut §4 des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG) gelten solche Spielplätze als barrierefrei, die “für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind.“
Ein barrierefreier Spielplatz geht sowohl auf die speziellen Bedürfnisse körperlich eingeschränkter als auch seh- und hörgeschädigter Kinder ein. Im Rahmen des Inklusionsgedankens sind Spielplätze dieser Art unverzichtbar. Sie ermöglichen Kindern mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen ein unbeschwertes Spiel- und Freizeiterlebnis und helfen Kindern ohne Einschränkungen dabei, die Hemmschwelle abzubauen.
2 Barrierefreie Konzeption und Gestaltung
Spielplatzplanung erfordert immer fundiertes Wissen und vielseitige Kenntnisse – sowohl der baulichen Normen und landschaftsgestalterischen Aspekte als auch von den Bedürfnissen der unterschiedlichen Spielplatznutzer. Baufirmen, Fachleute mit sozialpädagogischem Fachwissen und Experten für Landschaftsbau arbeiten deshalb am besten eng zusammen.
Wichtig ist, dass sich die Barrierefreiheit auf alle Bereiche des Spielplatzes erstreckt. Neben einer barrierefreien Zuwegung, Rampen und der Zugänglichkeit der einzelnen Spielgeräte sind auch gut zu erreichende Parkplätze von Belang. Der gesamte Spielplatz sollte so gestaltet sein, dass sich jeder gut zurechtfinden kann – dazu gehört auch ein ertastbarer Orientierungsplan für Menschen mit Sehbehinderung.
Die Maße der Flächen und Wege fällt bei einem barrierefreien Spielplatz stark ins Gewicht: Wege sind am besten 150 cm breit und dürfen keine hohen Randsteine aufweisen. Bewegungsflächen haben einen Durchmesser von 150 cm und müssen unverbaut sein, damit Rollstuhlfahrer sich entsprechend bewegen können. Für Rampen gilt eine Länge von mindestens 120 cm. Wenn mit der Augenhöhe von Kindern geplant wird, sollte berücksichtigt werden, dass diese bei Kindern im Rollstuhl generell höher ausfällt.
Das Angebot des barrierefreien Spielplatzes richtet sich grundsätzlich nach den Spielplatz-Bestandteilen, die die Fähigkeiten der Kinder auf verschiedene Weise fördern. Dazu gehören ein Bereich mit Sand zum Buddeln und Matschen, Bewegungsbereiche, Spielbereiche mit Geräten und ein Bereich mit Wasser, der vielseitig genutzt werden kann. Sehr wertvoll ist außerdem, wenn auf dem Spielplatz die unterschiedlichen Sinne der Kinder angesprochen werden – z.B. durch Klangkörper, duftende Pflanzen oder einen variierenden Bodenbelag. Damit Kinder mit Einschränkungen von diesem Angebot uneingeschränkt profitieren können, ist besonders auf ihre Anforderungen Rücksicht zu nehmen. Beispielsweise gibt es spezielle Liegeflächen an Sandbereichen, die es Kindern ermöglichen, auf dem Bauch liegend mit Sand zu spielen. Selbstverständlich müssen auch die klassischen Spielgeräte für alle nutzbar sein – oder als Spezialvariante aufgestellt werden.
3 Inklusive Spielgeräte
Zur Grundausstattung jedes Spielplatzes gehören Sandkasten, Schaukel und Rutsche. Diese müssen auf einem barrierefreien Spielplatz für alle ohne Hindernisse erreichbar sein. Es gilt zu beachten, dass es körperliche Einschränkungen unterschiedlich stark ausgeprägt oder vorübergehend sein können. So gibt es Kinder, die zwar im Rollstuhl sitzen, mit entsprechender Übung aber später ein selbstständiges Leben führen können. Umso wichtiger ist es, dass die Gestaltung der einzelnen Spielbereiche und Geräte dazu motiviert, den Rollstuhl – wenn möglich – zu verlassen. Dafür werden an passenden Stellen Haltegriffe und Stützen angebracht.
Einen hohen pädagogischen Wert haben Spielgeräte mit Mehrfachnutzung. Ist nicht eindeutig ersichtlich, wie die Geräte bespielt werden, sinkt die Hemmschwelle und es lässt Kindern mit Einschränkungen mehr Möglichkeiten zur individuellen Entfaltung.
Viele klassische Spielgeräte sind mittlerweile auf die Bedürfnisse körperlich eingeschränkter Kinder zugeschnitten – ob Nestschaukel, Wippe, Karussell, Matschanlage oder Trampolin. So gibt es Wippen, die ohne Beinkraft mit den Händen betrieben werden können und einen barrierefreien Einstieg besitzen. In Rollstuhlfahrerkarussells können Kinder mit und ohne Handycap gemeinsam Spaß haben. Eine Sandkiste auf Stützen ermöglicht es Kindern im Rollstuhl, nah an den Rand zu fahren und im Sitzen die schönsten Sandburgen zu bauen. Spielgeräte-Hersteller setzen immer wieder neue Ideen um – auch für schlechtes Wetter.
4 Instandhaltung und Pflege
Jeder Spielplatz bedarf einer regelmäßigen Wartung und muss gepflegt werden. Zunächst ist sicherzustellen, dass alle Spielgeräte einwandfrei funktionieren, keine Mängel aufweisen und sicher sind. Der Sand muss in gewissen Abständen gesäubert und ausgetauscht werden. Die Pflanzen auf dem Spielplatz und darum herum müssen gepflegt werden – z.B. in Form von Rasenmähen oder Baumschnitt und Gehölzschnitt. Gehwegreinigung und Winterdienst sind ebenfalls Bestandteil der Spielplatzpflege.
5 Fazit
Barrierefreie Spielplätze sind für Kinder mit Behinderungen aller Altersgruppen einfach und ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar – egal, um welche Einschränkung es geht. In Kooperation unterschiedlicher Fachleute wird für die Spielplatzplanung ein Konzept nach DIN 18034 erstellt. Alle Bereiche des Spielplatzes müssen barrierefrei gestaltet sein und die Barrierefreiheit sollte bis zum Parkplatz und öffentlichen Wegen gegeben sein. Auf dem Spielplatz selbst sind es vor allem ausreichend breite Wege und Flächen, die auch Rollstuhlfahrern angenehme Bewegungsabläufe ermöglichen und ein problemloses Erreichen der Spielgeräte garantieren. Diese können entweder so gestaltet werden, dass auch Kinder mit Einschränkungen am Spiel teilnehmen können. Oder es werden von vornherein spezielle Spielgeräte installiert, die z.B. auf die Benutzung von Rollstuhlfahrern zugeschnitten sind. Eine regelmäßige Spielplatzpflege sorgt für Sauberkeit und Spielspaß ohne Risiko.