Kunstrasen oder echter Rasen? Diese Frage stellen sich immer mehr Gartenbesitzer. Eine Natur-Rasenfläche ist nämlich mit viel Arbeit verbunden. In diesem Beitrag erhalten Sie eine Übersicht über die Vorteile und Nachteile beider Rasentypen sowie wertvolle Tipps vom Profi.
1 Kunstrasen als Alternative zu echtem Rasen
Auf Sportplätzen und in Stadien ist er längst zu Hause, in Gärten trifft man ihn auch immer häufiger an: Kunstrasen. Während die einen auf die Vorteile schwören und wahre Verfechter des künstlichen Grüns sind, können andere Personen den Hype um ihn nicht nachvollziehen und bevorzugen Gräser mit Wurzeln. Echter Rasen ist nach wie vor vorherrschend, ein gewisser Trend ist jedoch spürbar – die Vorstellung von einem Rasen im Garten ohne Unkraut, der kaum Arbeit verursacht und im Herbst und Winter immer noch in sattem Grün strahlt, scheint bei einer Neugestaltung verlockend.
Wenn man keinen Garten hat, kann man Kunstrasen auf der Terrasse oder dem Balkon verlegen. Bei einer kleinen Fläche sind die Kosten im Gegensatz zu einem großen Garten niedriger. Selbst als Dachbegrünung kommt der Kunstrasen für manche Personen in Frage.
Rollrasen zu verlegen gilt oft als Zwischenlösung: Nach wenigen Stunden Arbeit ist der Garten mit sattem Grün ausgekleidet. Als echter Rasen benötigt er aber eine intensive Rasenpflege – vor allem ausreichend Wasser.
2 Kunstrasen oder echter Rasen: Vorteile und Nachteile
Ist Kunstrasen gegenüber Naturrasen tatsächlich eine gute Alternative? Hier erfahren Sie die Gründe, aus denen sich Menschen für Kunstrasen interessieren, und ob echter Rasen tatsächlich schlechter abschneidet.
Pflegeaufwand
Die meisten Gartenbesitzer, die sich für Kunstrasen interessieren, empfinden die Rasenpflege als Belastung. Sie möchten den zeitlichen und vielleicht auch den körperlichen Aufwand reduzieren. Vor allem das Rasenmähen von Frühjahr bis Herbst kann lästig werden, denn im Sommer gehört es zur wöchentlichen Pflegeroutine. Hinzu kommen Düngen, Trimmen, Vertikutieren und natürlich das regelmäßige Bewässern. In sommerlichen Trocken- und Hitzeperioden muss besonders stark auf eine ausreichende Wasserzufuhr geachtet werden – ob per Gartenschlauch oder automatischem Bewässerungssystem: Pflanzen bewässern erfordert Knowhow und Geduld. Bei Kunstrasen entfallen all diese Pflegemaßnahmen und ganz nebenbei kann man den Platz für Gerätschaften und Dünger anderweitig nutzen.
Was viele erst einmal nicht wissen, ist, dass Kunstrasen ebenfalls gepflegt werden muss. Denn Laub, Äste und andere natürliche Partikel lagern sich auf ihm genauso ab wie auf echtem Rasen – nur zersetzen sie sich schlechter und können nicht in den Boden einziehen. Trotzdem geht die Grünflächenpflege bei Kunstrasen schneller: Man fegt ihn einfach mit einem Besen ab. Haben sich durch natürliche Ablagerungen bereits Flecken gebildet, entfernt man diese mit einem Spezialreiniger. Rasen mähen gehört jedoch der Vergangenheit an.
Optik
Das ganze Jahr schönen und gepflegt aussehenden Rasen – das wünscht sich jeder. Damit echter Rasen zum Blickfang wird, benötigt er individuelle Pflege. Dafür wird man mit dichtem, saftigem und natürlichen Grün belohnt. Wer den Rasen neu aussäht, benötigt natürlich etwas Geduld, bis dieses Ziel erreicht ist. Und Perioden mit brennender Hitze, insbesondere in Kombination mit ungenügender oder falscher Bewässerung, können den Rasen optisch schon einmal stark in Mitleidenschaft ziehen.
Kunstrasen sieht immer gepflegt aus. Doch die Qualität spielt hier eine entscheidende Rolle: Hochwertiger Kunstrasen ist robust und behält seine Farbe auch unter Sonneneinstrahlung. Allzu preiswerter Kunstrasen wirkt oft entsprechend billig oder besitzt eine unnatürliche Farbe. Zudem verschleißt er schneller und sieht dann abgenutzt aus. Ein weitere Aspekt ist, dass es bei einem schönen Garten auf ein stimmiges, natürliches Gesamtbild ankommt. Das mag man in der warmen Jahreszeit mit Kunstrasen einfacher umzusetzen. Im Winter wirkt quietschgrüner Rasen auf den ein oder anderen jedoch etwas befremdlich, während Naturrasen immer natürlich aussieht.
Robustheit
Ein Garten ist da, um genutzt zu werden. Im Sommer ist er oft der Lebensmittelpunkt und auf dem Rasen wird gefeiert, getobt, ein Schwimmbecken aufgestellt, Fußball gespielt oder einfach entspannt. All das kann Spuren hinterlassen – genauso wie falsche oder vernachlässigte Pflege und unterschiedliche Wetterbedingungen. Besonders empfindlich ist frisch ausgesäter und gekeimter Rasen. Als grobe Orientierung gilt, dass man ihn erst dann betreten sollte, wenn man ihn zum ersten Mal mäht. Wer nicht solange warten, aber trotzdem natürlichen Rasen haben möchte, wählt am besten Rollrasen.
Wetterphänomene wie starker Regen, Hagel, Schnee oder Hitze können Kunstrasen nichts anhaben und unliebsame Wildkräuter und Pilze können sich nicht ausbreiten. Man kann ihn sofort nach Anbringung betreten und benutzen. Seine Halme richten sich von selbst wieder auf. Dennoch kann Kunstrasen mit der Zeit an Widerstandskraft verlieren. Die Folge ist, dass die Halme sich nach Belastungen nicht selbstständig wieder aufrichten. Ist der Verschleiß des Kunstrasens zu stark, bleibt nur noch ein Austausch.
Umweltfreundlichkeit
Sowohl Echtrasen als auch Kunstrasen sind nur begrenzt umweltfreundlich. Bei Naturrasen handelt es sich zwar um Pflanzen, doch die Mengen an Wasser, die er im Jahr benötigt, sind immens – hinzu kommen jede Menge Düngemittel und Unkrautvernichter, die über den Boden ins Grundwasser gelangen. Und für Rasenmäher, Vertikutierer & Co. muss Energie aufgewendet werden. Kunstrasen betrifft all dies zwar nicht, doch schadet er der Umwelt auf eine andere Weise: Er besteht aus Polyester, produziert also Mikroplastik, das ebenfalls Eingang ins Grundwasser findet.
Während viele Städte, Unternehmen und Privatleute gerade mit Eifer dabei sind, insektenfreundliche Grünflächen, z.B. eine Blumenwiese, zu schaffen, fördert Kunstrasen nicht gerade die Biodiversität. Zwar betonen zahlreiche Kunstrasen-Hersteller, dass man mit ihren Produkten keine versiegelten Flächen schaffe und sie auch wasserdurchlässig seien. Einen wertvollen Lebensraum, in dem Insekten, Vögel und kleine Säugetiere Nahrung finden können, stellt Kunstrasen trotzdem nicht dar. Hinzu kommt, dass Kunstrasen nicht in der Lage ist, Sauerstoff zu produzieren und somit nicht zu einer Verbesserung des Klimas beiträgt.
Gesundheitlicher Aspekt
Wo Kunststoff zum Einsatz kommt, ist eine Diskussion um Schadstoffe nicht weit – und berechtigt. Konkret geht es nicht nur um Mikroplastik, sondern um Metalle, Weichmacher und als krebserregend geltende Stoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe – kurz: PAK. Letztere wurden im Gummigranulat für den Kunstrasen nachgewiesen, das aus zerkleinerten alten Autoreifen besteht und vor allem auf Sportplätzen mit Kunstrasen zum Einsatz kommt. Viele Hersteller verwenden aus diesen Gründen Neugummi und verzichten ebenso auf Metalle und Phtalate. Dies gilt es für Gartenbesitzer jedoch bei ihrer Wahl zu prüfen. Wem schadstoffreier Rasen wichtig ist, der sollte sich für Echtrasen entscheiden. Für Allergiker wiederum kann Kunstrasen eine interessante Lösung sein.
Empfinden
Es gibt Gartenbesitzer, denen es allein auf die Optik und einen möglichst geringen Zeit-und Pflegeaufwand ankommt. Und es gibt solche, die ihren Garten mit allen Sinnen genießen und Freude an den verschiedenen Pflanzen haben – sowie an den Tätigkeiten, die das Gartenjahr bereithält. Einige versinken geradezu meditativ in der Gartenarbeit. Rasenmähen und Bewässern kann zwar eine nervige Aufgabe sein. Am Ende des Tages freut man sich jedoch über das Ergebnis. Warum also nicht einmal innehalten und den Rasen mit allen Sinnen wahrnehmen? Wenn man im Sommer barfuß darübergeht, spürt man den leicht kühlenden Effekt. Nicht nur Kinder freuen sich über im Rasen ansässige Gänseblümchen. Der Hund liebt es, schnüffelnd über das Gras zu laufen. Und so unliebsam das Rasenschneiden auch ist: Der Duft von frisch gemähtem Gras gehört zum Sommer einfach dazu. Optisch mag Kunstrasen auf den ersten Blick von echtem Rasen vielleicht nicht zu unterscheiden sein. Haptisch und olfaktorisch liegt Naturrasen auf jeden Fall vorne.
Kosten
Die durchschnittliche Haltbarkeit von Kunstrasen kann sich auf ca. 15 Jahre oder mehr belaufen. Zwar fallen in der Pflege im Vergleich zu Echtrasen kaum Kosten an, doch ist er dafür in der Anschaffung deutlich teurer. Je nach Qualität liegen die Kosten pro m2 zwischen 15 und 35 Euro. Eine Verlegung auf Bodenplanum ist, anders als beim Rollrasen, nicht möglich. Kunstrasen muss auf einem tragfähigem Untergrund verlegt werden. So kommen Kosten für eine Tragschicht (Schotter) sowie eine Ausgleichsschicht (Splitt) hinzu. Darauf kann bei Rollrasen verzichtet werden. Die Kosten für Rollrasen liegen bei ca. 12 Euro/m2. Entscheidet man sich dafür, den Rasen selbst auszusäen, fallen nur wenige Euro pro m2 an, denn die Rasensamen sind sehr preiswert. Selbstverständlich kann man – gegen einen Aufpreis – auch einen Experten für Garten- und Landschaftsbau beauftragen und ist so auf der sicheren Seite.
Die Kostenfaktoren, die bei der Naturrasenpflege entstehen, setzen sich aus den Preisen für Dünger, Bewässerung, dem Einsatz von Geräten wie Rasenmäher und Vertikutierer sowie für Nachsäh- und Ausbesserungsarbeiten zusammen. Viele Gartenfreunde versuchen, die Bewässerungskosten durch Systeme wie Regenwasserrückhaltung zu reduzieren. Diese und andere Pflegekosten fallen beim Kunstrasen weg. Wenn er durch äußere Witterunsgeinflüsse oder intensive Nutzung stumpf oder unansehnlich wirkt, sollte er jedoch ersetzt werden.
3 Fazit
Kunstrasen oder echter Rasen? Letztendlich ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks, des Aufwands für die Rasenpflege und der Kosten, ob die Auswahl auf Kunstrasen oder echtem Rasen basiert. Im Sport sind die Einsatzmöglichkeiten für Kunstrasen größer und es bestehen mehr Vorteile. Aber auch in privaten Gärten hält das künstliche Grün vermehrt Einzug. Leute schätzen es, aufs Mähen verzichten zu können und einen pflegeleichten Rasen-Bereich zu haben, dem hohe Temperaturen nichts ausmachen. Eine andere Idee ist, Kunstrasen auf der Terrasse oder dem Balkon zu verlegen und sich eine grüne Fläche zu schaffen, wenn man keinen Garten hat. Weitere Vorteile von Kunstrasen sind Robustheit, ein ansprechendes Aussehen und Umweltfreundlichkeit – diese Vorteile gelten aber nur bedingt. Die Haltbarkeit von Kunstrasen hängt – genauso wie eine anhaltend schöne Optik – von der Qualität sowie der Nutzungsintensität ab. Ob sich Kunstrasen tatsächlich als Alternative zu echtem Rasen durchsetzen und irgendwann vielleicht sogar zu den Grundlagen moderner Landschaftsarchitektur gehören wird, bleibt abzuwarten.