Täglich arbeiten bundesweit tausende Landschaftsarchitekten an Konzepten zu öffentlichen und privaten Außenanlagen und prägen damit das Bild unserer Städte entscheidend mit. In diesem Beitrag erfahren sie, welche Punkte moderne Landschaftsarchitektur ausmachen und worauf es bei der Planung ankommt.
1 Vielfältiges Berufsfeld
Experten für Garten- und Landschaftsbau kümmern sich in der Regel um die konkrete Gestaltung von Außenanlagen vor Ort. Im Vorfeld werden diese Anlagen jedoch von Landschaftsarchitekten konzipiert und geplant. Es ist also eine Mischung aus Kreativität und Wissen gefordert, um das Beste aus einer nicht bebauten Fläche herauszuholen. Mit hinein fließen die Vorgaben und Wünsche der Auftraggeber – von Privatleuten und Gewerbetreibenden bis hin zu Städten und Kommunen. Es besteht eine enge Vernetzung mit Fachkundigen aus anderen Bereichen wie Ökologie, Wirtschaft, Politik und Verwaltung.
2 Gestaltung und Design
Die Anforderungen an Außenanlagen unterscheiden sich selbstverständlich von denen von vor 20 oder 30 Jahren. Das betrifft allein die Optik – auf keinen Fall sollte die Fläche überladen wirken. Stattdessen sind sowohl bei der Bepflanzung als auch bei Strukturelementen und Materialien schlichte Eleganz und Minimalismus angesagt. Dieser geht einher mit einem Hang zu geometrischen Formen als Gestaltungsgrundlage: Wege folgen am liebsten einem rechten Winkel. Für verschiedene Bereiche einer Außenanlage wird z.B. die Quadrat- oder Kreisform gewählt. Und bei Steinarbeiten können ebenfalls geometrische Muster oder geometrisch geformte Platten verwendet werden. Ein reduziertes Design ist ebenfalls bei den verwendeten Materialien gefragt. Moderne Landschaftsarchitektur setzt auf Holz und Beton, aber auch Natursteine sowie eine stimmige Farbgebung. Wasser ist ein vielseitiges Gestaltungselement, das ebenso genaue Planung erfordert wie die passende Beleuchtung, Mauern, Zäune, Sichtschutze sowie andere funktionale Elemente.
Ein weiteres Merkmal moderner Landschaftsarchitektur ist die Berücksichtigung der Bedürfnisse von Menschen mit Handicap. Barrierefreie Außenanlagen und barrierefreie Zuwegungen sollten heutzutage Standard sein – genauso wie barrierefreie Spielplätze. In offenen Räumen sollten sich alle Menschen gleichermaßen gut zurechtfinden können. Entsprechende Voraussetzungen müssen Landschaftsarchitekten bei der Planung berücksichtigen.
3 Wissen und Knowhow
In der Landschaftsarchitektur trifft das Wissen aus vielen verschiedenen Bereichen aufeinander, u.a. der Botanik, Ökologie, dem Bauingenieurwesen und dem Denkmalschutz. Wer eine Außenanlage plant, muss beispielsweise wissen, welchen DIN-Normen sie unterliegt: Welche Normen sind bei der Spielplatzplanung zu beachten? Wie muss die Anlage gesichert sein?
Auch die Wahl der Bepflanzung geschieht mit äußerster Sorgfalt: Welche Pflanzen blühen zu welcher Jahreszeit? Hier kommt es darauf an, dass die Anlage das ganze Jahr über attraktiv und gepflegt aussieht. Eine Kombination aus winterharten Stauden, Ziergräsern sowie immergrünen Bäumen und Gehölzen erhält durchgehend ein gepflegtes Erscheinungsbild. Zudem ist die Frage wichtig, in welchen zeitlichen Abständen welche Pflegemaßnahmen durchgeführt werden können und welche Einschränkungen es gibt – z.B. durch das Bundesnaturschutzgesetz. Der Blick ist also immer auch auf die Zukunft gerichtet und darauf, wie die Außenanlage in fünf oder 10 Jahren aussieht. In Zukunft wird bei der Auswahl der Pflanzen auch der Klimawandel eine Rolle spielen. Viele Gehölze und Stauden müssen zusätzlich bewässert werden oder die Pflanzenauswahl ist den neuen klimatischen Anforderungen anzupassen.
3 Naturnahe Räume schaffen
Sowohl städtische als auch gewerbliche und private Auftraggeber treten mit dem Wunsch an Landschaftsarchitekten heran, naturnahe Außenanlagen zu konzipieren. Längst haben Städte und Gemeinden erkannt, wie wichtig insektenfreundliche Grünflächen zur Erhaltung der Artenvielfalt und des biologischen Gleichgewichts sind. Vor allem Blumenwiesen können leicht in den städtischen Großraum integriert werden. Allerdings stellen sie nur ein begrenztes Nahrungsangebot – und dies auch nicht für alle Insekten – zur Verfügung. Ziel ist es jedoch, für möglichst viele Insekten über einen möglichst langen Zeitraum oder sogar ganzjährig eine Nahrungsquelle und einen Lebensraum zu schaffen. Das bedeutet auch für die moderne Landschaftsarchitektur neue Herausforderungen. Denn auch bei der späteren Instandhaltung der Außenanlage muss die Biologie der verschiedenen Insekten berücksichtigt werden. Das hat z.B. Auswirkung auf die Schnitt- und Pflegemaßnahmen sowie die Auswahl der dafür vorgesehenen Geräte.
5 Nachhaltige Projektplanung
Nachhaltigkeit ist ein Aspekt, der vor allem in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat – und das im privaten wie im öffentlichen Raum. Die globale Erderwärmung und schwindende Rohstoffe sind nur zwei Beispiele, die als Motivation für nachhaltige Projekte in der Landschaftsarchitektur dienen. Immerhin werden ca. 90 Prozent der mineralischen Rohstoffe in Deutschland von der Baubranche verbraucht.
Bei der Konzeption von Außenanlagen findet Nachhaltigkeit auf ökologischer, ökonomischer und sozialer Ebene statt. Während die konventionelle Landschaftsarchitektur sehr stark auf den ästhetischen Aspekt fokussiert ist, stehen hier die langfristigen Auswirkungen auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft im Vordergrund. Konkret bedeutet das, dass man besonders auf die Haltbarkeit sowie Unterhalts- und Instandhaltungskosten achtet. Dazu gehört auch, zu entscheiden, ob man gewisse Dinge überhaupt braucht bzw. ob sie wirklich notwendig sind. Denn selbst Ästhetik erhält ihren vollen Wert erst auch durch einen Nutzen, wie der renommierte Industriedesigner Dieter Rams bereits in den 70er Jahren konstatierte. Moderne Landschaftsarchitektur richtet den Blick deshalb auf Artenschutz und den Erhalt natürlicher Lebensräume sowie einen verantwortungsvollen Umgang mit Rohstoffen und maßvollen Flächenverbrauch.
Mit der Verwendung langlebiger und recyclebarer Materialien und einem energieeffizienten Betrieb kommt man dem Ziel der Nachhaltigkeit einen Schritt näher. Auch gilt es bei der Auswahl von Pflanzen auf klimafreundliche Arten zu achten, die sich z.B. durch einen geringeren Wasserverbrauch auszeichnen als andere oder sich als vertikale Gärten anlegen lassen. Zudem ist man zu dem Ergebnis gekommen, dass Außenanlagen mit hoher Blattmasse eine besonders positive Auswirkung auf das Umfeld haben.
4 Fazit
Die moderne Landschaftsarchitektur befindet sich wie andere Bereiche im stetigen Wandel. Gestaltung und Design spielen bei der Planung von Außenanlagen nach wie vor eine große Rolle. Neben Ästhetik nimmt aber auch die Nachhaltigkeit einen immer größeren Raum ein. Naturnahe Flächen haben vor diesem Hintergrund einen wachsenden Stellenwert. Landschaftsarchitekten verfügen über ein differenziertes Wissen aus vielen Bereichen und stehen mit Partnern aus zahlreichen anderen Berufsfeldern in engem Kontakt.