Im Rahmen des urban gardening erobern immer mehr vertikale Gärten die Großstädte. Kleine bis mittelgroße Pflanzenwände gibt es schon für den Balkon oder für Terrassen. Aber auch ganze Fassaden oder öffentliche Gebäude werden systematisch begrünt und schaffen ohne viel Platz einzunehmen einen imposanten Dschungel. Erfahren Sie, was einen vertikalen Garten ausmacht, welchen Nutzen er hat und worauf man bei diesem Trend achten muss.
1 Was sind vertikale Gärten?
Unter vertikalen Gärten versteht man jegliche Art von Begrünung, die zielgerichtet nach oben wächst. Längst sind damit jedoch nicht nur Kletterpflanzen wie Efeu gemeint, die von selbst oder mit Hilfe von Rankgittern Fassaden erklimmen. Immer häufiger finden sich im öffentlichen Raum wie auch in privaten Gärten sogenannte ‚living walls‘. Dabei handelt es sich um Pflanzenwände, die aus einzelnen bepflanzten Modulen bestehen. Die Vorrichtungen besitzen spezielle Halterungen für die Pflanzen, ein eigenes Bewässerungssystem und sind mit einem nahrhaften Substrat befüllt.
An Wänden von Gebäuden oder freistehend installiert, entsteht bei gesundem Wuchs ein senkrechter Pflanzenteppich, der an einen Dschungel erinnert. Die Idee solcher moderner vertikaler Gärten geht auf den französischen Botaniker Patrick Blanc zurück und erobert im Rahmen des Trends ‚urban gardening‘ immer mehr Städte, Gärten sowie verstärkt auch Innenräume. Indem vertikale Gärten nämlich nach oben wachsen und kaum Platz in die Breite benötigen, eignen sie sich ideal für Strukturen mit beschränktem Raum.
2 Welche Vorteile hat ein Wandgarten?
Im Zuge der Verstädterung sind viele Pflanzen aus dem urbanen Raum verschwunden – ob Bäume, Wiesen oder andere Grünflächen. Den vielfachen Wert und Nutzen von Pflanzen erkannt, geht der Trend seit einiger Zeit dahin, die Farbe Grün wieder in die Städte zurückzuholen. Wie anderes Stadtgrün besitzen auch vertikale Gärten die Fähigkeit, CO2 und Feinstaub aufzunehmen und durch die Abgabe von Sauerstoff das urbane Klima zu verbessern.
Ebenso fungieren Wandgärten als natürlicher Lärmschutz. Weiter entstehen direkte Vorteile für die Gebäude, deren Teil die Fassadenbegrünung ist: Im Sommer haben die Pflanzen einen kühlenden Effekt und senken sogar spürbar die Umgebungstemperatur. Im Winter haben sie eine isolierende Wirkung. Gerade vor dem Hintergrund steigender Energiekosten und für moderne Energiekonzepte sind vertikale Gärten somit höchst interessant.
Die Pflanzen bilden darüber hinaus eine Art Schutzschild, sodass die Fassade und die Bausubstanz länger erhalten bleiben. Des Weiteren stellen Wandgärten einen wichtigen Lebensraum für Insekten, Vögel und andere Tiere dar, die in Städten immer weniger Unterschlupf-, Nistmöglichkeiten und Nahrungsquellen finden. Viele dieser Vorteile wirken sich auf das körperliche und psychische Befinden des Menschen positiv aus. Als Farbtupfer im Einheitsgrau der Stadt tragen die Pflanzen zu mehr Wohlbefinden bei und werden deshalb oft im Zuge einer Wohnumfeldverbesserung eingesetzt.
3 Worauf achten beim Anlegen eines vertikalen Gartens?
Für private Außenbereiche und Innenräume werden zahlreiche Systeme angeboten, mit denen man vertikale Gärten zuhause ziehen kann. Spätestens, wenn öffentliche Projekte realisiert werden sollen, muss jedoch ein Fachmann ran. Denn auch, wenn das Prinzip eines Wandgartens recht simpel scheint: Dahinter steckt ein ausgeklügeltes System. Nicht nur die fachgerechte Montage ist wichtig, sondern auch die richtige Nährstoffzufuhr, Bewässerung und Pflege der Pflanzen. Die Auswahl der passenden Pflanzen hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab – u.a. dem Standort, den Lichtverhältnissen und der Himmelsrichtung.
Je nachdem, in welcher räumlichen Situation welches System und welche Pflanzen verwendet werden, muss ein passender Nährboden gewählt werden. Neben Erde kommen auch spezielle Dämmstoffe und Vlies zum Einsatz. Zudem ist ein integriertes Bewässerungssystem notwendig, das auf die Ansprüche der Pflanzen zugeschnitten ist. Fachbetriebe für Landschaftsbau bieten fertige Module mit vorgezogenen Pflanzen an. Der Vorteil hierbei ist, dass ein Fachmann weiß, welche Pflanzen miteinander harmonieren und mit wie viel Abstand gepflanzt werden muss. Zwar ist ein buschiger Wandgarten das Ziel, bei dem man nicht bis auf das Substrat durchblicken kann. Werden die Pflanzen jedoch zu eng nebeneinander gesetzt, kann dies spätere Pflegemaßnahmen behindern.
Bei der Fassadenbegrünung ist wichtig, dass der Untergrund für den Bewuchs geeignet ist. Andernfalls können Schäden am Gebäude entstehen. Efeuranken z.B. können sich in Hohlräumen ausbreiten und ihre Haftwurzeln sichtbare Spuren an der Fassade hinterlassen.
4 Welche Pflanzen für den vertikalen Garten?
Abwechslung in der Auswahl der Pflanzen macht den Reiz von vertikalen Gärten aus. Verschiedene Größen, Formen, Farben und Strukturen machen die Wandbepflanzung einzigartig und zu einem regelrechten Kunstwerk. Pflanzenexperten wissen genau, welche Arten in Frage kommen und erstellen ein Konzept mit verschiedenen Möglichkeiten, einem passenden Gerüst und Pflanzgefäßen inklusive Bewässerungssystem. Je nach Klima, Standort und individueller Situation kommen viele unterschiedliche Pflanzenarten und -typen für eine Pflanzenwand in Frage. Moose und Bodendecker haben eine niedrigere Wuchshöhe. Gräser, Farne und Kleingehölze ragen optisch stärker hervor. Immergrüne Stauden eignen sich als mehrjährige oder dauerhafte Bepflanzung, deren Blüten ebenso ein Blickfang sind wie ihr Blattwerk. Manche Hobbygärtner setzen auf Wände mit einzelnen Pflanzkästen, in denen Obst und Gemüse wächst.
Ein vertikaler Garten verleiht jedem Gebäude, jedem Platz und jeder Terrasse ein besonderes Design. Ob exotisch, minimalistisch oder naturnah, bunt oder in verschiedenen Grüntönen: Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt. Auf diese Weise kann ein vertikaler Garten das Stadtbild beeinflussen, ohne – ganz gemäß dem Trend des urban gardening – viel horizontalen Raum zu beanspruchen.
Im Idealfall bildet ein vertikaler Garten das ganze Jahr über einen dichten Teppich. Aber auch, wenn einige Pflanzen in der Wand ihr Laub abgeworfen haben, bleibt das imposante Bild bestehen. Die optische Veränderung von Blattfarbe und Blüten- bzw. Fruchtstand bringt Abwechslung in den Außenbereich und ist in Großstädten vor allem im Winter ein Hingucker, wenn andere Blumen oder Beete nicht mehr so viel zu bieten haben.
Kletter- und Rankpflanzen kommen im modernen vertikalen Garten vergleichsweise selten zum Einsatz. Sie sind in der klassischen Fassadenbegrünung anzutreffen, denn hier ist es zwingend notwendig, dass die Pflanzen von selbst oder mit Hilfe von Rankhilfen ihren Weg nach oben finden. Neben Efeu und Wein eignen sich der märchenhafte Blauregen, Clematis, Pfeiffenwinde sowie kletternde Hortensien- und Rosenarten sehr gut.
5 Die richtige Pflege für vertikale Gärten
Wie ein klassisches Blumenbeet und anderes Grün bedürfen auch vertikale Pflanzwände einer regelmäßigen Pflege. Eine grundlegende Versorgung mit Nährstoffen und Wasser muss natürlich sichergestellt sein. Wildwuchs ist um einiges schwieriger zu entfernen als in einem ebenerdigen Blumenbeet. Dafür mag es im dichten Dschungel weniger auffallen und durch Blüten vielleicht sogar einen optischen Beitrag leisten. Damit die Pflanzen im vertikalen Garten nicht zu schwer werden, sich nicht allzu sehr überlagern und neue Triebe bilden, werden sie immer wieder zurückgeschnitten. Bereits beim Einsetzen der Pflanzen in das Gerüst muss je nach Art an einen passenden Winterschutz gedacht werden – z.B. durch Vlies.
6 Fazit
Genau genommen stellt schon eine von Efeu bewachsene Hauswand einen vertikalen Garten dar. Man versteht darunter jedoch heutzutage die praktisch überall anwendbare Begrünung durch Pflanzenwände, die aus einzelnen Modulen bestehen. So entstehen Raumelemente, Fassaden oder ganze Gebäude aus Pflanzen, die im besten Fall ein dichtes Blattwerk ausbilden. Der vertikale Wuchs ist platzsparend, wodurch vertikale Gärten ein Trend im urban gardening geworden sind. Die Pflanzen wirken sich in vielerlei Hinsicht positiv auf das städtische Klima, den Erhalt der tierischen Artenvielfalt, das Energiemanagement sowie das Wohlbefinden der Großstadt-Bewohner aus. Das macht sie zukunftsträchtig.
Für einen vertikalen Garten eignen sich viele verschiedene Pflanzentypen und Arten. Für ein kreatives, abwechslungsreiches Erscheinungsbild können Pflanzen von unterschiedlicher Größe, Farbe und Gestalt kombiniert werden. Je größer das Projekt Pflanzenwand, umso mehr lohnt es sich, einen Fachmann ans Werk zu lassen. Denn die Pflanzenwahl richtet sich u.a. nach Standortfaktoren wie Klima, Himmelsrichtung und den Lichtverhältnissen. Fachbetriebe stellen die Pflanzmodule mit Bewässerung zusammen und übernehmen auch die Pflege des vertikalen Gartens.